Bundesarztstatistik 2022 – Entwicklungen in der ambulanten Versorgung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) veröffentlicht jedes Jahr im März die statistischen Daten zur ambulanten Versorgung. Die Zahlen des Jahres 2022 wurden aktuell veröffentlicht. Welche Trends lassen sich in den Daten erkennen? Wie sehen die Zahlen für die Fachgruppe der Gynäkologen aus? Wir haben uns die Daten im Detail angeschaut.

 

Die wesentlichen Ergebnisse sind:

  • Der Anteil der Ärztinnen und Psychotherapeutinnen in der ambulanten Versorgung liegt erstmals bei über 50 Prozent.
  • Im vergangenen Jahr nahmen insgesamt 185.298 Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil. Damit hat sich die Anzahl nach Köpfen gegenüber 2021 um 1.962 erhöht – ein Plus von 1,1 Prozent (Ärzte: plus 0,4 Prozent, Psychologische Psychotherapeuten: plus 4,1 Prozent). Durch den anhaltenden Trend zu mehr Teilzeit ergibt sich jedoch unter Berücksichtigung des Tätigkeitsumfangs (voll, hälftig etc.) ein leichtes Minus von 0,1 Prozent.
  • Zwar ist die überwiegende Mehrheit der niedergelassenen Ärzte mit 64% nach wie vor „klassisch“ in der eigenen Praxis tätig. Allerdings wählen sie zunehmend flexiblere Arbeitsformen und entscheiden sich für eine Anstellung bzw. eine Teilzeitbeschäftigung statt eines vollen Versorgungsauftrags in eigener Niederlassung.
  • Die Zahl der angestellten Ärztinnen und Ärzte lag 2022 bei 46.109. Das ist seit 2012 ein Plus von 141%. In Teilzeit waren im vergangenen Jahr 57.793 Ärzte und Psychotherapeuten tätig – seit dem Jahr 2012 eine Steigerung von 285%. Dem gegenüber steht ein Rückgang der Vollzeittätigkeit im selben Zeitraum um minus 14%.
  • Die Arztzahlstatistik zeigt zudem, dass der Frauenanteil in den jüngeren Altersgruppen am höchsten ist. In der Gruppe bis 39 Jahre liegt das Verhältnis bei 58 Ärztinnen zu 42 Ärzten, in der Gruppe über 65 Jahre hingegen bei 72,6 Ärzten zu 27,4 Ärztinnen.
  • Zudem zeigen sich regionale Unterschiede - in den neuen Bundesländern ist der Frauenanteil erheblich höher. In den alten Bundesländern weisen die Stadtstaaten die höchsten Anteile auf.

 

Wie sehen die Daten in der Gynäkologie aus?
 

Versorgungssituation 2022

  • In der Fachgruppe Frauenheilkunde und Geburtshilfe sind 12.854 Ärztinnen und Ärzte tätig. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme von 0,5%.
  • Von diesen Ärzten sind 8.157 mit eigener Zulassung tätig (63,5%). Der Anteil von Gynäkologen, die als Angestellte tätig sind, beträgt 36,5%.
  • Schaut man auf die Vertragsarztsitze, dann sieht die Situation etwas anders aus. Hier standen 9.776 Tätigkeitsumfänge zur Verfügung, eine Abnahme von 0,6% im Vergleich zum Vorjahr.
  • Das Durchschnittsalter der in der ambulanten Versorgung tätigen Gynäkologen bzw. der Praxisinhaber beträgt 53,5 bzw. 55,6 Jahren.
  • 29,2% der niedergelassenen Gynäkologen sind 60 Jahre oder älter, 9,4% sind über 65 Jahre alt. Bei den Praxisinhabern liegt der Anteil der über 60-jährigen Gynäkologen bei 33,5%.
  • 403 ambulant tätige Gynäkologen haben eine Abrechnungsgenehmigung für belegärztliche Leistungen, ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um - 9,4%. Dieser Trend setzt sich seit einigen Jahren auch 2022 fort.
  • Bei der Entwicklung der Ärztinnen und Ärzte mit Schwerpunktbezeichnungen ergibt sich folgendes Bild:
    • Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin: 373 (+6,3%)
    • Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie: 422 (+5,5%)
    • Schwerpunkt Geburtshilfe und Perinatalmedizin: 439 (+6,9%)
  • Insgesamt waren davon 9.245 Frauen (71,9%) ambulant tätig. Ihr Anteil wuchs um 1,9%. Der Anteil von Klinikärztinnen mit einer persönlichen Ermächtigung beträgt jedoch nur 53,6%.
  • Die Tätigkeit in Teilzeit nimmt insgesamt zu. Die Zahl der angestellten Gynäkologen, die einen halben bzw. dreiviertel Tätigkeitsumfang haben, nimmt um 9,9% bzw. 9,3% vs. 2021 zu.

Damit liegt die Fachgruppe der Gynäkologen bis auf den traditionell hohen Frauenanteil im Trend der insgesamt zu beobachtenden Entwicklung:

  • mehr Teilzeit
  • mehr angestellte Ärzte
  • mehr Spezialisten
  • mehr Ärztinnen und Ärzte, die in Kürze aus der Versorgung ausscheiden werden
  • wenige Belegärzte
     

Insgesamt führt das dazu, dass sich die Ressource der verfügbaren Arztzeit weiter verknappt. Die Herausforderungen für die Versorgung werden insgesamt nicht kleiner, sondern eher größer.

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